Schmutzumschlag

„Ich weiß nicht mal, ob der Tag trübe ist“, schreibt er ihr und blinzelt in das immergleiche Leuchtstoffröhrenlicht. „Aber die Sonnenblenden sind runter gefahren, ich vermute mal, es ist draußen schön.“

Ein Tag wie im Schutzumschlag, wie im Schmutzumschlag, grau und trübe.

Ein sonniger Tag, eingeläutet von dicken Schneeflocken, die langsam fielen. Aber der schöne Tag ist draußen, hinter Sicherheitsglas in Fenstern, die man nicht kippen oder öffnen kann, hinter automatischem Sonnenschutz, die Arbeitsschutzrichtlinien, Sie verstehen.

Er schaut sich auf Google Maps den Fußweg zur Ostsee an. Knapp Hundert Kilometer, zwanzig Stunden wären es, sagt der Algorithmus, wenn man ohne Pause marschiert.

Er geht zum Fenster und teilt die Lamellen des Sonnenschutzes mit den Fingern, blinzelt in die Sonne. Die Eisdiele hat wieder geöffnet, Eis ab Februar, egal was das Wetter sagt, er mag das.

Dann geht er zu seinem Arbeitsplatz, klappt den Laptop zu, packt die wichtigsten Dinge in den Rucksack, nimmt sich noch ein Stück dunkle Schokolade, die Treppe nach unten, quer über den Parkplatz, ein Schokoladeneis zum Mitnehmen, in der Waffel, weiter die Straße runter, links in die Kleingartensiedlung, und dann weiter.

Immer geradeaus.

He said, ‘Young man pay heed, you listen well to what I say,
Now there comes a time for a man to walk away.’

(Bad Religion – Walk Away)

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