Profiling im Lifestream

mspro schreibt auf seinem Blog “tief” über Profiling mit Twitter, oder: was ist ein Captcha?. Dieser Eintrag ist ein Kommentar zu seinem Eintrag und wird hier nachveröffentlicht, weil ich das Thema interessant genug finde, mal darüber zu diskutieren.

Ich stimme mspro grundsätzlich zu – irgendwo. Klar, Summize-Suche nach #hpybdy und zack! Profile. Selbiges nach “Feierabend” ist schon schwerer, weil man dazu Intelligenz braucht, um die verschiedenen Benutzungen zu trennen. Seine Twitter-Timeline zu protecten hilft, aber wie immer muss jeder selbst abwägen, ob man Tools wie Summize & Co. praktisch findet und für sich nutzen will oder lieber mehr Privatsphäre hat. (Besonders nett wird’s dadurch, dass #hpybdy ja von anderen verwendet wird – da bleibt nur, das Geburtsdatum komplett geheimzuhalten. Das ist aber zum einen schwer und erscheint mir zum anderen nicht sinnvoll.)

Zum von ihm angesprochenen Feierabendprofil – meinetwegen kann jeder versuchen, ein Arbeitszeitprofil von mir zu erstellen. Ich habe aufgehört, irgendwelchen Erwartungen oder Normen entsprechen zu wollen. Meine letzten Arbeitsstellen hatten die Anforderung “Job gets done”, nicht “Anwesenheit nach der Uhr”. Ich hab auch beschlossen, dass ich es nicht nötig habe, mich in sowas zwängen zu lassen. Heutzutage ist es noch einfacher, mit Laptop, UMTS-Karte, ubiquitous Wifi, etc. kann ich sowieso von überall arbeiten. Ich bin auch überzeugt, dass ich genug Jobs oder Projekte zur Auswahl habe, um nicht Dinge zu tun, von denen ich nicht überzeugt bin oder die mich unglücklich machen.

Und schließlich twittere ich eigentlich nur Dinge, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Der Rest läuft durch andere Kanäle.

Ich will die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass man in dieser Welt ohne persönliche Nachteile offen sein kann, denn ich glaube, die Welt wäre besser, wenn jeder offener sein könnte, offener wäre.

Nachtrag:
Man kann nicht wissen, welche Analyse- und Verknüpfungsmöglichkeiten es noch geben wird. Aber wie kann man dem potenziellen Problem begegnen? Es ist so wie der sichere Computer – unter der Erde, vom Strom- und Inter-Netz getrennt, dicke Stahlbetondecke drüber. Zwischen der absoluten Wahrung der Privatsphäre und schonungslosen Offenheit sehe ich nicht viele Möglichkeiten. Und die neue wie auch alte Medienwelt zu ignorieren, aus Sorge um seine Datenspur, das kann’s auch nicht sein. Bleibt also wieder das leidige Thema Medienkompetenz – da muss wieder jeder mit sich selbst ausmachen, was und wie er/sie/es tut und sagt.

Ich will die Zukunft lieber gestalten, als sie zu fürchten.