House Tea

Man nehme eine gute Portion Ingwer, presse den Saft in ein Glas und gebe
dann einen großen Löffel Honig, eine Orangenscheibe und zwei
Viertelscheiben Zitrone hinzu. Schließlich steckt man einen Zweig Minze
ins Glas und übergießt das ganze mit heißem, nicht mehr kochendem
Wasser.

House-Tea-Zutaten: Honig, Orange, Zitrone, MinzeHouse Tea im Glas

Wenn das Leben so schmeckt, hat man irgendetwas richtig gemacht.

Im rötlich-blauen Licht der untergehenden Abendsonne stehen wir an einer
Straße, während um uns die Kunstlichter der Stadt tanzen. Wir nehmen sie
nur wahr, wenn sie unsere Gesichter erhellen — mal mit warmen Tönen, mal
mit kalten, mal mit neutral-grellen Xenonlicht. Was uns gefällt im
Spektrum, behalten wir, der Rest wird reflektiert an verputzte
Hauswände, geparkte Autos, die schmutzigen Reste des Schnees, Bäume,
Kirchtürme, Werbetafeln. Wir schauen in die Welt und auf das Leben der
Anderen, und alles verwischt im Lichtermeer. Wenn wir nicht hinschauen,
bleibt die Welt stehen.

Walk with me down to the water’s edge / where the secrets lie and wait

Unser Weg führt zu den Sternen. Doch im Gasbogenlampenglühen der Städte
ist der Pfad für uns unsichtbar. Wir eilen durch das Grau, von
Lichtblick zu Lichtblick, und erfüllen uns mit vergänglicher Freude. Wir
nennen das „Leben“, und fühlen uns nichts dabei.

Nur ganz, ganz selten öffnen wir die Blende unserer Herzen weit genug,
um den schwachen Schein der Unendlichkeit wahrzunehmen. Dann ändert sich
alles. Dann sind wir getrieben, gezogen; treiben, ziehen, schieben die
Dinge an die richtigen Stellen, damit sie zum Glück führen können. Dann
schauen wir ins dunkle Herz des Orion und sehen dort nur noch Raum zum
Wachsen, zur Entfaltung, für Möglichkeiten, eine mögliche Zukunft. Aus
den Pfützen zu unseren Füßen werden Ozeane, die wir furchtlos
überqueren. Den Wind der Veränderung in den Segeln und immer eine
Handbreit Liebe unterm Kiel. Dann sind wir unzerbrechlich. Dann
hinterlassen wir Feuer, wo unsere Füße den Boden berühren, und Licht, wo
unser Blick hinfällt. Wir formen uns eine neue Welt, eine bessere Welt,
eine Welt, in der Glück wirklich und wahrhaftig ist und wir der
Dämmerung für immer davonlaufen können.

Heute Nacht werden wir intensiv empfinden. Der Mond wird uns zuschauen.
Und der Sonnenaufgang kommt ja erst.

Wenn wir nicht sind, bedeutet es nichts.

3 Replies to “House Tea”

  1. Danke! Da fällt mir übrigens ein: Ich habe ja mal einen Feuersalamander befreit – aber leider lief er recht schnell in eine Wolke entzündlichen Sumpfgases.

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