Handyporto – einfach, schnell, überall, teuer

Sicher kennen Sie das: Der Brief ist geschrieben, man steht am Postkasten, alles perfekt, nur die Marke fehlt. Was tun?

Sicher kenn ich das. Damals, als ich noch Briefe geschrieben habe, wäre meine Antwort entweder “Tja, hättste mal mitgedacht” gewesen oder “bei den Brieflaufzeiten kann ich auch morgen in Ruhe ne Marke kaufen”. Heutzutage schreib ich halt keine Briefe mehr.

Die Antwort der Deutschen Post hingegen ist:

Ganz einfach! Ihr Porto selbst schreiben! Ob am Strand, im Café oder in der Wildnis.

Na gut, ich hatte jetzt am Strand oder in der Wildnis noch nicht das Bedürfnis, unbedingt sofort einen Brief frankieren zu müssen – ganz zu Schweigen davon, dass es in der Wildnis auch nur vereinzelt Briefkästen gibt – aber wenn, dann könnte ich das jetzt via Handyporto tun. Innerhalb Deutschlands jedenfalls.

Dazu schickt man einfach “Brief” oder “Karte” per SMS an die 22122. Momentan werden T-Mobile und Vodafone unterstützt, ab Oktober kommt E-Plus dazu, nächstes Jahr O2. Das Porto ist deutlich höher als normal: Ein Brief schlägt mit 95 Cent zu Buche, eine Postkarte kostet 85 Cent. Dazu kommen die Kosten für die SMS. Die Abrechnung erfolgt wie bei anderen Premiumdiensten auch über die Mobilfunkrechnung. Außerdem kann man Handyporto nur für Standardbriefe und Postkarten nutzen.

Die 12-stellige Nummer, die man als Antwort erhält, schreibt man dann einfach auf den Brief/die Postkarte und wirft sie ein. Logistisch kann das nicht sehr effizient sein, weil irgendjemand die Nummern ja abtippen bzw. überprüfen muss. Ob die OCR da zuverlässig genug ist?

Für mich klingt das ganze eher nach Spielerei, unnötigem Schnickschnack, den eigentlich niemand so richtig braucht. Allerdings scheint die Post so überzeugt von der Idee, dass sie sie sogar von 365womcom testen und bewerben lassen.

Was meint ihr denn zu der Handyporto-Idee?

6 Replies to “Handyporto – einfach, schnell, überall, teuer”

  1. Typisch mobile Dienste: Umständlich, zu teuer, für den Nutzer kaum nachvollziehbar. Wenn einer das dringend braucht, fällt ihm dann wirklich die Nummer ein? Hat er den Brief schon dabei, fehlt ihm dann nicht der Stift für die Beschriftung? Warum werden zum Start nicht alle Netzbetreiber unterstützt? Warum müssen die immer über die SMS mitverdienen? Warum steht da “in der Wildnis”, wenn´s nur innerhalb von Deutschland klappt? etc…

  2. Tja, das ist nicht so einfach zu beurteilen. Mir fällt nämlich spontan kein sinniges Anwendungsszenarium ein. Also, wenn etwas schnell erledigt sein will und kein Frankierautomat aber ein Briefkasten in der Nähe ist, dann macht es vielleicht Sinn.
    Aber wenn etwas schnell irgendwo sein muss (dass ich nicht mehr die Zeit habe, um eine Briefmarke zu erwerben), dann sende ich keinen Brief.
    Also geht das ganze etwas ins Absurde – so meine Meinung.
    Was ich allerdings gut finde, ist dass die Post sich gegenüber neuen Möglichkeiten nicht verschließt, sondern hier einmal geöffnet hat. Auch eine Vermutung: vielleicht ist der Preis zunächst so teuer, weil es wenige Menschen nutzen. Wird der Gebrauch häufiger, könnte so ein Dienst ja auch preiswerter werden.
    Für mich – die wie Du selten Briefe schreibt – ist dieses Angebot (spontan beurteilt) wenig interessant. Ich nutze den Online-Frankierdienst sehr gern, weil ich sowieso am Rechner sitze, meine Briefe ausdrucke, eintüte und fahre dann zum Briefkasten (wo kein Frankierautomat in der Nähe ist).

  3. lach mich aus, aber ich hab briefmarken im … ach ich kann portmonee nicht schreiben … inner geldbörse. rein von der nützlichkeit her ist es nicht doof gedacht, speziell in den dörfern, wo im umkreis von 20 km keine filiale ist – wohl aber gelbe postkästen. weisste,wie das bei mir zuhause geht? man hängt einen beutel mit kleingeld und dem zu frankierenden brief an seine türklinke und hofft, dass die postfrau beides mitnimmt. WENN sie das macht, gilt allerdings der normalpreis. will ich also sonnabend nachmittag eilig was verschicken, bin ich dankbar für überhaupt irgendeine möglichkeit des frankierens. zur not auch überteuert. is man aufm dorf gewohnt, wo es kein DSL gibt 🙁

  4. Was cih davon halte? Abstand!

    Aber momentan scheint es ja modern zu sein, dass man fuer jede unnoetige Funktion nen SMS-Dienst schreibt. So ist z.B. bei manchen Versicherungen tatsaechlich eine Beitragsberechnung ueber SMS in Erwaegung…

  5. @moeffju “Die Antwort der Deutschen Post hingegen ist: Ganz einfach! Ihr Porto selbst schreiben! ”

    … und dann den brief auch gleich selbst zum
    empfänger tragen der dann für dieses privileg der premiumzustellung ebenfalls ein erhöhtes porto an die post zu zahlen hat …

    eine lösung auf der suche nach einem problem.

    da hat einer aus der chefetage eine onlinestrategie bestellt und ein jungdynamiker dachte es sei seinem aufstieg dienlich ein produkt zu kreieren das nur vorteile für die post, aber nicht für den kunden hat.

    wenn das keine totgeburt wird wie post-email dann freß ich nen briefträger samt tasche.

  6. @Uwe: Interessant zum Thema Kosten sind die Kommentare bei [365womcom])(http://www.handyporto.365wom.com/39/fragen-zum-produkt-handyporto/). Dort geht der “Leiter Neue Technologien” der DP auch auf die Kostenfrage ein. Warum allerdings nicht alle Netzbetreiber dabei sind, ist mir schleierhaft. Premium-SMS sind doch eigentlich ein gelöstes Problem, dachte ich. Das mit “in der Wildnis” fand ich auch cute. Die deutsche Wildnis… unendliche Steppen, Dschungel, …

    @Nicole: Als Experiment ist es sicherlich nett. Wer weiß, vielleicht funktioniert es ja, und wir haben die Marktrealität verkannt. 🙂 Zu den Kosten ist der o.g. Link interessant – dass das viel günstiger wird, halte ich für unwahrscheinlich.

    @steffi: Ja, ein trauriger Nebeneffekt des Kahlschlags, den die Post betreibt. Mittlerweile sehe ich auch nur noch sehr wenige Briefkästen – neben denen steht allerdings fast immer ein Briefmarkenautomat (Yay, Großstadt). Tüte mit Brief und Porto ist schon krass. Bei mir im Heimatdorf gibt es immerhin eine Postagentur, die eine Stunde am Tag geöffnet hat. Anyway, Anwendungsfälle gibt es sicherlich, aber ich glaube nicht, dass es genug sind, damit der Dienst sich lohnen kann. Da hängt ja auch Infrastruktur dran, die erst mal aufgebaut und dann gepflegt werden will. Ich bin gespannt.

    @fengor: Für einige Dinge kann SMS auch als Nebenkanal durchaus sinnvoll sein, das habe ich auch schon ein paar Mal unterschätzt. Beitragsberechnung finde ich allerdings allein von der Datenmenge her völlig verfehlt… aber heutzutage ist aben alles 2.0 oder Mobile (oder Mobile 2.0).

    @westernworld: Ja, ich bin auch sehr gespannt. Und mir graust es wenn ich daran denke wie das wohl im Hintergrund läuft. OCR plus Gekrakel? Na gut, bei Ziffern funktioniert es eventuell noch. Oder steht da jemand und tippt die von Hand ab? Wie sicher ist das? Kann ich einfach mal 12 Ziffern auf nen Umschlag schreiben? Was, wenn ich zum Spaß meinen Umschlag gern mit Zahlen verziere? Ist das vielleicht schon versuchter Betrug? Hach…

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