Good bye, feedly

Nachdem Google Reader eingestellt wurde, habe ich nach einer brauchbaren Alternative für die mobile Nutzung gesucht. Als kostenloses Angebot wurde damals häufig feedly empfohlen, auch weil diese versprachen, eine ähnlich offene Plattform wie Google Reader zu bieten, auf die andere Feedreader zugreifen könnten.

Neulich habe ich feedly deinstalliert.

Was von Anfang an nervte, war das UI/UX von feedly. Sowohl im Web als auch in der App werden wahllos Interaktionskonzepte durcheinander geworfen, umgeworfen, und so die Nutzbarkeit erschwert. In der Desktop-Version haben feedly immerhin endlich eingesehen, dass ein Feedreader vielleicht einen halbwegs sichtbaren Button gebrauchen kann, um neue Inhalte hinzuzufügen – vorher war das in einer ausfahrenden Seitenleiste versteckt. In der App navigiert man durch eine vertikale, aber in Seiten unterteilte Liste von Feed-Einträgen durch horizontale Wischbewegungen bis zum Ende der neuen Artikel, dann landet man bei einer „At end“-Seite, was aber nicht daran hindert, beliebig oft weiter „nach rechts“ zu wischen. Zurück nach links landet man dann sofort bei „At start“, bevor man den Content wieder erreicht. Um das Lesen zu beenden, wischt man den Bildschirm nach oben weg. Um dann auf neue Inhalte zu prüfen, kann man einen Button antippen, oder nochmal nach oben wischen – danach muss man aber zum Refreshen nach unten ziehen, wobei der Bildschirm nach „hinten“ geht. Weird, aber man gewöhnt sich dran, na gut.

Der nächste Strike gegen feedly war, als sie anfingen, alle Links durch ihren eigenen Shortener und Redirector zu jagen. Alles, was man naiv mit feedly shared, ist damit davon abhängig, dass feedly existiert und diesen URL-Shortener weiter betreibt – und keine Daten verliert. Solche Dinge machen das Web kaputt. Ein Workaround ist, den Browser als Standard-Action festzulegen und dann von dort aus zu sharen – ein extra-Tap, grade noch aushaltbar.

Jetzt haben feedly ein Feature ausgerollt, das noch ein Stück weiter geht: Feedly versteckt den Content hinter einer eigenen Umleitung und liefert anderen Content aus, so dass z.B. auf Twitter oder Facebook in der Vorschau der feedly-Brand angezeigt wird. Außerdem zeigen diese Links standardmäßig auf eine von feedly umformatierte Version des Inhalts.

Feedly bieten zwar keine direkte, aber immerhin eine Möglichkeit an, einen feedly-Account zu löschen.

(Ich versuche jetzt mal Newsblur. Außerdem wurden mir BazQux und FeedBin empfohlen. Das Schöne an Newsblur ist aber, dass der gesamte Code offen ist, man ist also nicht an newsblur.com gebunden.)

Siehe auch: Hacker News-Diskussion.

7 Replies to “Good bye, feedly”

  1. ich habe nach dem ende von bloglines damals überlegt, ob ich zu google gehen soll, oder lieber was eigenes mache. ich habe mich dann für tiny tiny rss entschieden und es nie bereut. das läuft auch in einer winzig-vm, es hat einen Handy-Client (unter android zumindest.) und es macht einfach nur, was es soll. *werbung mach*

  2. Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen. Gerade, wer in Zeiten von t.co noch Link-Shortener anbietet, will entweder Statistiken oder die Kontrolle über geteilte Inhalte. Pocket tut das leider auch, wenn man einen Link teilt, zum Glück benötige ich das nicht oft und dann halt der Umweg über den Browser.

    Der letzte Punkt verwirrt mich aber immer wieder. Feedly ist ein Feedreader. Feedreader führen generell zu weniger Pageviews der ursprünglichen Seite, zumindest wenn ein Full-Feed angeboten wird. Evtl. wird auch der Inhalt der Webseite wie bei Readability automatisch extrahiert, dann kann man das hinterfragen. Der Punkt ist doch vielmehr, dass man das man keine Wahl hat zu sagen, was man jetzt Teilen möchte (Ursprungslink oder Feedly-Extrakt) und das einfach aufgezwungen wird. Und dass man, wenn man einen Feedreader selbst nutzt, zumindest mal selbst die Entscheidung getroffen hat evtl. die Seite nicht mehr zu besuchen. Und der Schritt wird jetzt einfach abgenommen, ohne dass man das z.B. daran festmacht, ob der Link-Klicker nicht sowieso bei Feedly eingeloggt ist. Überhaupt, dass eine Kopie des Blogbeitrags dann wohl ohne Zugriffsbeschränkung (Login) direkt als Duplikat im Netz steht ist unschön, auch wenn da evtl. Google ausgeschlossen wird und somit kein negatives Ranking zu erwarten wäre.

    Feedbin ist übrigens auch Open Source. 🙂

  3. @apunkt TinyTinyRSS sieht auch gut aus. Dinge, die man selber hosten kann: Extrapunkte.

    @dss Ja, hast recht. Das Verhalten von Feedly nervt mich einfach. Die haben eine Art, ihr Geschäft zu führen, die ich kacke finde. Newsblur ist das totale Gegenteil: Alles ist offen, alles ist flexibel, der Autor ist auf Twitter und Hacker News aktiv und schreibt vernünftige Dinge. Mit FeedBin hab ich mich noch nicht beschäftigt, aber Open Source ist immer ein Plus 🙂

  4. Moin, bezüglich der Usability der App usw. gebe ich Dir Recht. Den URL-Shortener kann man aber in den Einstellungen problemlos deaktivieren und die eigenen Umleitung haben die auch wieder gekillt. Mich nervt vielmehr, dass man die Feeds in der Freemium-Version nur für die letzten 24h durchsuchen kann.

  5. @Felix So weit hab ich dann gar nicht mehr geschaut, weil ich das Verhalten einfach Mist finde. Und das mit den 24h habe ich nicht mal mehr mitbekommen, zeigt mir aber, dass die Entscheidung richtig war, feedly loszuwerden 😀

  6. Hej,

    Mich hat feedly zuletzt auch nur noch angenervt. Ich bin jetzt auf Tiny Tiny RSS umgezogen. Dazu braucht man allerdings eigenen Webspace oder eben einen Server. Läuft super, außerdem gibt es eine offizielle App für Android und Alternativen von anderen.

    Übrigens…
    Auch zwei Tage nach dem "Löschen" meines Accounts bei feedly, kann ich die Feeds dort immer noch abrufen. Das geht bei denen sehr langsam…

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