Carsharing 2.0

Bisher gab es Carsharing nur mit Stationen und mehr oder weniger umständlicher Buchung. Ob Cambio-Car, GreenWheels, Flinkster oder wie sie alle heißen, war das Prinzip so, dass man telefonisch oder im Web ein Auto für einen gewissen Zeitraum buchen konnte, es dann an einer bestimmten Stelle abholen konnte und auch wieder dorthin zurück bringen musste.

Seit ein paar Monaten jedoch gibt es in einigen deutschen Städten Carsharing einer anderen Art. Car2go von Daimler und Europcar startete nach dem Pilotbetrieb in Ulm und Austin im März 2011 auch in Hamburg und im Mai 2012 in Berlin. In Berlin treten sie gegen DriveNow an, das von BMW gemeinsam mit Sixt betrieben wird.


Car2go zeigt sich utilitaristisch, ökonomisch, ökologisch. Kleine Smarts, kleiner Motor, tiefe Schaltlöcher, Fahrten über 20km kosten mehr. Worauf das abzielt, ist klar: Das Auto für kleine Stadtfahrten, vielleicht zum Einkaufen oder ein Paket von der Post abholen, eher nicht aus Freude am Fahren. Car2go ist praktisch und insofern nur emotional, wenn man sich daran erfreut, wie sehr man der Umwelt gerade nutzt, weil man behutsam beschleunigt und abbremst und sonst beständig und vorausschauend fährt. In Hamburg findet man etwa 500, in Berlin rund 1000 car2go-Fahrzeuge.


DriveNow hingegen hat eine Flotte von Sportwagen nach Berlin gebracht, die zwar nur aus halb so vielen Fahrzeugen besteht wie die von car2go, dafür aber etwa fünfzigmal so viele PS hat. Die Autos – 1er BMWs, Mini Cooper, Mini Clubman und Mini Cabrio – sind weder besonders klein noch besonders niedrig im Verbrauch. Statt den Kunden zu einem vorausschauenden, sparsamen und, ja nun, langweiligen Fahrstil zu bewegen, gibt man ihnen hier Autos mit Ledersitzen, ordentlicher Innenausstattung, und (im Fall der Minis) einem prominenten Tacho, der bis 260km/h reicht.

Direkt zu:

car2go

Anmeldung

Bei car2go Hamburg kann man sich entweder online voranmelden und dann in einem von sieben Shops in Hamburg einen RFID-Sticker (“car2go-Siegel”) abholen, oder sich direkt im Shop anmelden und sein Siegel mitnehmen. Das kostete 29€ und kostet jetzt nur noch 19€, wenn nicht grade eine Rabattaktion läuft. Die Terminals in den car2go-Shops sind höchst vandalensicher, obwohl sie in geschützten Ladengeschäften untergebracht sind. Das macht das Tippen und die Mauseingabe dank Folientastatur extrem mühsam, und es gibt leider kein separates Web-Frontend für die Terminals, was diesem Umstand Rechnung trüge. Man klickt sich durch die selben Dialoge wie bei der Anmeldung zu Hause. Ich empfehle daher dringend die Voranmeldung am eigenen Rechner. Das car2go-Siegel bekommt man dann gegen Vorlage von Personalausweis und Führerschein, es handelt sich um einen kleinen RFID-Aufkleber, der auf den Führerschein geklebt wird.

Die Anmeldung bei car2go Berlin läuft ähnlich, außer dass es nur 9,90€ kostet, es nur einen Shop gibt und man in Berlin eine RFID-Karte statt eines Aufklebers bekommt. Wenn man aber sowohl in Hamburg als auch Berlin car2go nutzen möchte, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf. Car2go in Berlin und car2go in Hamburg sind, obwohl über die gleiche URL erreichbar und in gleicher CI gekleidet, verschiedene Unternehmen. Wer Kunde von car2go Hamburg ist, ist nicht automatisch auch Kunde von car2go Berlin, und umgekehrt. Gleichzeitig teilen sich die beiden Unternehmen aber die Datenbank im Web-Backend, so dass man auch nicht den gleichen Nutzernamen für Hamburg und Berlin verwenden kann. Für die Anmeldung in den beiden Städten benötigt man weiter zwei verschiedene E-Mail-Adressen (hat fast jeder), zwei verschiedene Handynummern (haben manche), und – jetzt kommt’s – zwei verschiedene Führerscheinnummern (haben wohl nur Geheimagenten und Mafiabosse). Schier irre, auch wenn der Support auf mehrfache Nachfrage mit Workarounds rausrückt, z.B. das Anhängen einer Null an die Führerscheinnummer. Trotzdem ist es unglaublich umständlich. Zum 1. Juni soll sich das ganze übrigens ändern, dann wird car2go Hamburg in die car2go Deutschland überführt. Ich bin schon sehr gespannt, was dann mit den doppelten Nutzern geschieht.

Was mir bei der car2go-Anmeldung noch sauer aufgestoßen ist: Man muss einerseits ein komplexes Passwort eingeben, das außerdem eine Mindestlänge von 8 Zeichen hat, andererseits kann man aber keine Sicherheitsfrage auswählen und die vorgegebenen Fragen von car2go sind durchweg von einem mäßig motivierten Angreifer in kurzer Zeit herauszufinden. Außerdem müssen Benutzernamen ebenfalls mindestens 8 Zeichen lang sein, einige Leute werden sich also speziell für car2go einen neuen Benutzernamen merken müssen.

Um diese Anmeldeprobleme zu lösen und Antwort auf diverse Tweets zu bekommen, musste ich teilweise mehrere Tage warten bzw. den Pressesprecher von car2go auf der re:publica ’12 direkt ansprechen. Siehe auch Service.

Benutzung

Um ein car2go-Fahrzeug zu finden, kann man entweder das Web-Frontend benutzen oder eine der Smartphone-Apps. Dabei gibt es nur für iPhone eine offizielle Anwendung, Nutzer anderer Systeme müssen mit Drittanbieter-Lösungen vorlieb nehmen, die die car2go-API nutzen. Das Angebot ist durchwachsen; die offizielle iPhone-App ist visuell etwas überdesigned, aber dafür nicht besonders nutzerfreundlich. Die Android-App “Find2Car” wirkt generell runder in der Benutzung und sieht recht gut aus. Die anderen Car2go-Apps im Play Store sind dafür deutlich schlechter als selbst die offizielle iPhone-Anwendung. Teilweise funktionieren sie gar nicht mehr, teilweise suchen sie beim Start nicht nur Fahrzeuge im Umkreis, sondern hängen sekundenlang bei dem Versuch, alle Autos der Stadt auf einmal anzuzeigen. Es gibt für den “Normalnutzer” zum Glück keinen Grund, mehr als die offizielle App (beim iPhone) bzw. Find2Car (auf Android) zu nutzen. Wer jedoch Kunde in mehreren Städten ist, muss sich entweder jedes Mal aus- und für die andere Stadt einloggen, oder mehrere Apps parallel installieren. Beides ist keine Freude.

Sowohl im Web als auch per App kann man Fahrzeuge auch direkt reservieren. Das Fahrzeug ist dann für 15 Minuten für andere Nutzer gesperrt und taucht auch nicht in deren Suchen auf. Wird das Fahrzeug nicht innerhalb der Reservierungszeit mit dem Siegel des Kunden geöffnet, verfällt die Reservierung und car2go berechnet eine Stornierungsgebühr von 4€.

Die Buchung beginnt man bei car2go, indem man sein Siegel bzw. seine Member Card an einen Leser an der Frontscheibe hält. Sofern das Fahrzeug nicht von einem anderen Kunden reserviert ist oder einen technischen Defekt hat und sofern die Datenfunkverbindung nicht gestört ist, entriegeln dann die Türen. Zur Identifikation gibt man dann seine selbst gewählte PIN ein. Anschließend werden vorhandene Schäden am Fahrzeug angezeigt und können neue Schäden gemeldet werden (per Hotline, dazu später mehr), dann bewertet man die Sauberkeit des Fahrzeugs innen und außen, und dann kann es losgehen. Dafür zahlt man 29 Cent pro Minute, maximal 12,90€ pro Stunde. Versichert ist man dabei mit Vollkasko bei einem Selbstbehalt von 500€.

Die Fahrzeuge von car2go sind recht stark auf den Dienst angepasst. Die Bordcomputer-Einheit der Smarts ist komplett für car2go entwickelt und bietet Radio, Navigation, Telefon und “Apps”. Radio und Navigation tun, was man von ihnen erwarten würde, mit einer Einschränkung: Man kann das Radio nicht ausschalten und trotzdem Navigations-Ansagen hören. Diejenigen, die sowieso Radio hören beim Auto fahren, wird das nicht stören, wer jedoch lieber in Ruhe fährt oder sich mit ihrem Beifahrer unterhält, muss sich zwischen Radio und Navi entscheiden. Der Telefonmodus ist noch ohne Funktion, ebenso war “Apps” zu Beginn noch funktionslos, mittlerweile läuft dort eine Art Spiel, das den Fahrstil in drei Kategorien mit einem “EcoScore” bewertet. Diese Gamification kennt man aus Toyota Prius und anderen Fahrzeugen, die auf Sparsamkeit und Umweltschutz ausgerichtet sind, und sie funktioniert selbst dann, wenn man mit dem Konzept vertraut ist und die Intention deutlich erkennbar. Unglücklich ist, dass bei “schlechtem” Fahrstil ein recht sichtbares gelbes Warnsymbol eingeblendet wird, was sicher manche erst mal erschrecken wird. Wenn man weiter “gegen” den Algorithmus fährt, färbt sich das Icon rot und der Nutzer wird gewarnt, ein “unvorsichtiger Fahrstil” könne zum Ausschluss von car2go führen. Einige meiner Bekannten und ich selbst lasen das so, als würde das Fahrzeug diese Telemetrie-Daten auch direkt an car2go übermitteln, was, gelinde gesagt, einen Aufschrei zur Folge haben könnte.

Um die Miete zu unterbrechen, kann man das Fahrzeug einfach an geeigneter Stelle abstellen und mit dem Schlüssel abschließen, man zahlt bei car2go dann 9 Cent pro Minute bis zu einem Maximum von 5,40€. Will man die Miete beenden, stellt man das Fahrzeug ab und steckt den Schlüssel in die dafür vorgesehen Halterung am Bordcomputer. Dann kann man noch einmal eventuell neu aufgetretene Schäden melden, und das Auto dann von außen mit dem car2go-Siegel oder der Member Card abschließen. Die Rückgabe kann nur innerhalb des Geschäftsgebiets von car2go erfolgen. In Berlin umfasst das deutlich mehr als den S-Bahn-Ring, jedoch mit einem großen Loch Richtung Adlershof und Köpenick. In Hamburg reicht das Geschäftsgebiet von der Elbe bis zum Jahnring und von der Kieler Straße bis zur Wandsbeker Allee. Wer südlich der Elbe wohnt, hat also Pech, ebenso kann man mit car2go nicht zum Flughafen fahren (man kann sich aber in der Nähe des Flughafens bei car2go anmelden, nun ja).

Service

Der Service von car2go war in meinem gesamten Nutzungszeitraum größtenteils leider sehr schlecht. Das umfasst sowohl Anrufe an die Hotline aus dem Auto (z.B. für Schadensmeldungen), Mails an die Stadtbüros, Tweets an den offiziellen Account, und Posts bei Facebook.

Wählt man aus dem Auto die Hotline an, entweder zur Schadensmeldung oder durch Drücken des “SOS”-Buttons, muss man sich auf Wartezeiten einstellen. Mindestens zehn Minuten dauerte das bei mir, manchmal aber auch deutlich länger. Das größte Problem dabei: Man kann die Telefonverbindung nicht trennen, und während eine Sprachverbindung besteht, kann man keine Datenverbindung nutzen, also auch nicht die Miete beenden. Im krassesten Fall startete ich den Anruf sofort bei Fahrtbeginn, verbrachte die gesamte Fahrt von ~25 Minuten in der Warteschleife, und saß dann nochmal über eine halbe Stunde am Zielpunkt im Auto fest, bevor ich das Fahrzeug endlich abstellen konnte. Eine extrem frustrierende Erfahrung, seit der ich die car2go-Hotline nie wieder angerufen habe und das auch in Zukunft nicht vorhabe.

Mails an die Städtebüros wurden erst nach Stunden, manchmal auch erst am nächsten Tag beantwortet. Bei der Anmelde-Odyssee in Berlin musste ich dreimal nachfragen, um Workarounds für die oben genannten Probleme zu finden. Natürlich kam es jedes mal zum Session Timeout, bevor der Support antwortete, so dass ich meine Daten am Ende insgesamt vier Mal eingegeben hatte.

Tweets an den car2go-Account gingen über Tage unbeantwortet. Auf der re:publica, wo car2go mit einem Stand vertreten war, sprach ich den Pressesprecher darauf an und erfuhr, dass der Account “nebenbei” von zwei Personen betreut wird, von denen eine gerade krank gewesen war. Keine Glanzleistung, aber es wurde versprochen, dass sich das bald ändern soll. Die Accounts für die einzelnen Städte haben wohl jeweils dedizierte Betreuer aus den Städtebüros, werden aber nicht beworben. Ich wusste nicht mal, dass es Städteaccounts gibt, bevor ich mit dem Pressesprecher geredet hatte.

Bei Facebook habe ich selbst keine Anfragen gestellt, aber car2go hat u.a. Einschränkungen im Geschäftsgebiet teilweise nur via Facebook kommuniziert. So konnte man am Vorabend des 1. Mai nicht in der Nähe der Hamburger Schanze parken, hätte das aber nur erfahren können, wenn man auf die Facebook-Seite von car2go geschaut hätte, wo die Einschränkung angekündigt und mit einem Google-Maps-Screenshot untermalt war (wobei ich recht sicher bin, dass diese Nutzung gegen die Lizenzbestimmunen von Google Maps verstieß).

Service und Kommunikation sind also dringend verbesserungswürdig; es bleibt abzuwarten, ob sich die Lage durch den Zusammenschluss der einzelnen Gesellschaften entspannt oder weiter verschlechtert. Gerade in der Anfangszeit gilt es jedoch unbedingt, die Interessenten und Kunden vom Carsharing-Konzept im Allgemeinen und car2go im Speziellen zu überzeugen. Dafür ist ein schneller, professioneller Service unabdingbar. Ich wurde von der Performance am Anfang stark abgeschreckt.

Kosten

29€ bzw. 19€ für die Anmeldung, 29 Cent pro Minute fürs Fahren, 9 Cent pro Minute fürs Parken. Ab 21km kostet jeder weiter Kilometer nochmal 29 Cent.

DriveNow

Anmeldung

Bei DriveNow kann man sich ebenso online anmelden. Das kostet 29€, die man per Kreditkarte bezahlt. Mit Empfehlungscode (z.B. meinem, hier) kann man sich für 9,98€ anmelden und bekommt auch gleich noch 15 Freiminuten. Außerdem kann man sich in ausgewählten Sixt-Stationen im Geschäftsgebiet anmelden. Ich vermute, dass da dann keine Vandalenterminals mit Folientastatur stehen, aber ich habe mich nach der car2go-Erfahrung gleich für die Online-Anmeldung entschieden. Das Siegel, auch hier ein RFID-Aufkleber, muss man natürlich trotzdem abholen und dabei auch gleich noch den Vertrag unterschreiben. Das war kurz irritierend (“ich bin schon angemeldet!”), aber ging schnell vonstatten. Wer keine Kreditkarte hat, ist übrigens außen vor, dafür können unter-21-Jährige nach Absolvieren eines Fahrtrainings Mitglied werden.

DriveNow-Kunden können DriveNow in allen Städten nutzen, in denen DriveNow verfügbar ist, und müssen sich nicht separat registrieren. Man kann aber bspw. nicht eine Fahrt in Berlin beginnen und in München beenden, die Fahrzeuge sind ans Stadtgebiet gebunden.

Benutzung

Auch bei DriveNow gibt es Smartphone-Apps für iOS und Android, allerdings hier bisher nur offizielle. Ich habe auf die Schnelle auch keine API-Dokumentation gefunden, wenngleich es ein (inoffizielles) Rubygem gibt. Die Apps stellen die Positionen verfügbarer Fahrzeuge in der Umgebung des Nutzers dar und erlauben eine Suche nach Adressen ebenso wie eine Filterung nach Fahrzeugmodell und -art (Schaltung oder Automatik). Fahrzeuge können via App oder Web für 15 Minuten reserviert werden, dies ist kostenlos, auch wenn die Fahrt dann nicht angetreten wird.

Entsperrt werden die Wagen, indem man sein RFID-Siegel an das Lesegerät in der Frontscheibe hält. Im Gegensatz zu den car2go-Lesern gibt es hier statt Text-LCD nur drei farbige LEDs zur Statusanzeige, was die Fehlersuche erschwert. Ist das Auto offen, gibt man im Bordcomputer seine PIN ein, beantwortet Fragen zu Schäden am Auto und zur Sauberkeit des Innenraums, und hat dann die Gelegenheit, zusätzliche Versicherungs- oder Zeitpakete zu buchen oder die Buchung direkt zu beginnen.


Bei DriveNow steckt die gesamte Intelligenz in einem angepassten Dell Streak Android-“Tablet”, das mehr oder weniger fest in die Fahrzeuge eingebaut ist. Zur Navigation wird dann auch auch Googles Spracheingabe und Google Maps Navigation verwendet. Das ist einerseits ganz praktisch, weil keine Funktionalität im Auto verloren geht und weil Google Navigation die Verkehrslage in Betracht zieht, andererseits ist das Tippen etwas mühsam, die Spracherkennung nicht immer zuverlässig, die Bedienung etwas fitzelig und die Halterungen gerade auf Berliner Kopfsteinpflaster oft sehr klapperig. Das Interface ist jedoch funktional und gefällig. Nett ist, dass man via Webseite diverse Navigationsziele vorspeichern kann und diese dann im Auto direkt anwählen. Das deckt einen großen Teil meines “normalen” Bedarfs ab.

Da man bei DriveNow keinen Schlüssel im Fahrzeug hat, läuft das (Zwischen-)Parken etwas anders ab als bei car2go. Wenn man den Motor ausschaltet, wird man gefragt, ob man die Buchung beenden oder nur parken möchte. Dann schließt man das Fahrzeug einfach außen mit seinem Siegel ab, und es bleibt dann im Parkmodus geblockt.

Das DriveNow-Geschäftsgebiet in Berlin geht vom Rathaus Pankow im Norden zum Henry-Ford-Bau der FU Berlin im Süden, und vom S-Bahnhof Lichtenberg im Osten bis zur Westendallee im Berliner Westen. Das Geschäftsgebiet ist damit ein Stück kleiner als car2go.

Service

Das Service war schon gut, bevor ich eigentlich Kunde von DriveNow war: Auf Twitter erwähnt, reagierte der offizielle Account @Drive_Now innerhalb weniger Minuten. Auch seitdem wurden Erwähnungen kommentiert, Fragen kompetent beantwortet, und generell eine gute Social Media-Beobachtung geleistet. Aber auch im Auto wurde schnell und kulant geholfen.

Bei meinen ersten beiden Fahrten war die Verbindung des Geräts mit dem DriveNow-Service gestört, so dass ich das Auto zuerst nicht zurückgeben konnte, dann nach Telefonat mit dem Service und einigem Rumprobieren manuell verschließen musste, es ein paar Stunden später an selber Stelle als verfügbar sah, anmieten wollte und einen Dell Streak mit leerer Batterie vorfand. Das Auto ließ sich dennoch starten und der Streak sprang auch nach wenigen Minuten Ladezeit an, dafür konnte ich das Fahrzeug am Mehringdamm erst nicht zurückgeben und wurde dann im Fahrzeug eingeschlossen, als die Zentralverriegelung im Halbsekundentakt auslöste. Schließlich sprangen Alarmanlage und Wegfahrsperre an, während ich mit dem Support telefonierte. Stressig, mein Abendessen fiel ins Wasser, aber der Service war sehr zuvorkommend und ich musste die Fahrt auch nicht bezahlen. Abgesehen von diesen Startschwierigkeiten hatte ich keine Probleme mehr.

Kosten

Anmeldung 29€ bzw. 9,98€ (mit Freunde-werben-Freunde Empfehlungslink). Fahren kostet 29 Cent pro Minute, Parken 10 Cent pro Minute, bis maximal 14,90€ beim Mini Cooper, sonst 17,40€. Außerdem gibt es ein 3-Stunden-Paket für 23€ und ein 6-Stunden-Paket für 45€. Wenn man seinen Selbstbehalt von 750€ reduzieren möchte, kann man das für 99€ (Selbstbehalt 350€) bzw. 199€ (Selbstbehalt 0€) im Jahr tun.

Fazit

Das neue Carsharing ist einfacher und alleine damit schon besser als das alte Carsharing. Gerade in den Großstädten wäre es durchaus vorstellbar, die Innenstädte komplett autofrei zu machen und nur Carsharing und ÖPNV zuzulassen. Beide Unternehmen bieten einen nützlichen und guten Dienst an.

Praktischer im Stadtverkehr ist car2go dank der kleinen Fahrzeuge allemal, mehr Freude am Fahren macht aber DriveNow. Dafür bewegt sich bei car2go gefühlt mehr: Die Anfangsprobleme mit verschiedenen Gesellschaften (der Grund, weshalb man sich in Hamburg und Berlin separat anmelden musste) werden nach und nach gelöst, die Telematik entwickelt sich weiter, und sogar der Service scheint langsam besser zu werden. DriveNow legte schon stark los, hat aber auch noch Verbesserungsbedarf (die Android-App ist beispielsweise bestenfalls als “brauchbar” zu bezeichnen). Immerhin wird dort offen über Fehler geredet.

Beide Optionen sind nützlich und funktional. Wer in seiner Stadt die Wahl zwischen car2go und DriveNow hat, kann sich günstig genug bei beiden anmelden und dann jedes Mal entscheiden, ob sie dann lieber Cabrio oder Smart fährt. So oder so, es gibt zwischen Individualverkehr und ÖPNV jetzt eine weitere Alternative.

Nachtrag: Malte wies darauf hin, dass die car2go-Smarts mit 5,8l/100km gar nicht viel effizienter sind als z.B. die DriveNow-Minis (7,2l/100km). Außerdem habe ich vergessen zu erwähnen, dass die Smarts keine Servolenkung haben, was das Fahrerlebnis nochmal unschöner macht.

5 Replies to “Carsharing 2.0”

  1. Das kann ich so erstmal grundsätzlich unterschreiben. Leider habe ich mit DriveNow bisher noch keine Erfahrungen sammeln können, da warte ich immer noch auf den Start in HH.

    Wo ich Dir vollkommen recht geben muss, ist der mangelhafte Service bei car2go. Die Hotline ist fast dauerhaft überlastet, die Qualität des Gesprächspartners reicht von freundlich und kompetent bis zu frech und unhöflich ("Was interessiert mich wo das Auto steht?"). Die 01805-Nummer ist dann das i-Tüpfelchen und die dämliche Warteschleifenmusik und -ansage ("Oder schreiben sie eine E-Mail an ulm(!)@car2go.com"), die einem dann den letzten Nerv raubt.
    Man zeigt sich zwar recht kulant, ich hatte schon mal großen Ärger, da die Fahrzeugkommunikation bei -20° Außentemperatur gestreikt hat und ich das Fahrzeug nicht aus einem Supermarktparkhaus entfernen konnte und hat mir die Hälfte der Servicegebühr erlassen. Auf die versprochene Gutschrift für den Kilometer Fußweg mit Einkaufstaschen bei besagten Minusgraden warte ich bis heute. Generell scheint dieser Winter das System überrascht zu haben. Bei gefühlt jedem zweiten Fahrzeug gab es Probleme bei Anmietung, Mietende und vor allem dem Schließmechanismus der Glasheckklappe. Anfragen bei Facebook, ob man da nicht mal die Kunden generell über eine eventuelle Störung informieren möchte, blieben weitestgehend unbeantwortet.

    Was mich zum nächsten Punkt bringt:
    DriveNow geht recht offen mit Fehlern und Problemen um, car2go nicht.
    Man wird oft genug im Regen stehen lassen und fragt sich, warum dieses oder jenes nicht funktioniert. Auch ein schönes Beispiel für optimierungswürdige Kommunikation im Fahrzeug. Wenn man versucht das Fahrzeug am HH Fischmarkt abzustellen, wird gesagt, dass man sich "außerhalb des Geschäftsgebiets" befindet, obwohl man sich rein örtlich betrachtet darin befindet. Da dort aber ein temporäres Halteverbot besteht (Sa Abend-So Mittag oder so), kann man dort nicht parken. Das erfährt man aber natürlich erst nach Anruf bei der Hotline. Mit Umparken gehen dann so gut und gerne 10 Minuten flöten.
    Die Geschichte mit den Sperrgebieten ist mir auch aufgefallen. Generell scheint car2go eher ein Interesse daran zu haben Gewinnspiele zu promoten, anstatt auf ernstgemeinte Useranfragen einzugehen.
    Und nochwas: Die E-Mail-Antworten sind unpersönlich. Wo ist das Problem einen Namen mit anzugeben? Stattdessen bedankt sich immer das "car2go-Team". Wer auch immer das ist.

    Zum Öko-Aspekt:
    Die Smarts sind ausnahmslos Benziner, zumindest in Hamburg. Das lahme automatisierte Schaltgetriebe (keine Automatik!) ist ja so schon ein Grund zum Fluchen, sparsam sind die Dinger dadurch erst recht nicht, trotz Start-Stopp-Funktion.
    Ein kleiner Vergleich vom tatsächlichen Verbrauch (Quelle: autoplenum):
    Smart ForTwo mhd, 45 kW (car2go): 5,8 l/100km
    Mini Cooper, 90 kW (DriveNow): 7,2 l/100km

    Effizienz ist was anderes. Dann doch lieber den Mini, mit dem hat man wenigstens noch Fahrspaß.
    Ich bin verwundert, dass car2go keine Diesel einsetzt, die trinken noch mal ein Stück weniger.

    Vor allem wundere ich mich aber über das Fehlen einer Servolenkung! (Sonderausstattung beim ForTwo) Wenn hier schon von Vorteilen im Stadtverkehr gesprochen wird, ist das nicht gerade konsequent.

    Mein (Zwischen)Fazit:
    Wenn DriveNow nach Hamburg kommt, werde ich es auf jeden Fall ausprobieren und vergleichen. Aus der Ferne scheinen sie vieles durchdachter zu machen. Das Konzept an sich ist klasse. Man kann z.B. zum Fußball mit dem Auto fahren, sich dann ordentlich einen einschenken und mit der Bahn nach Hause fahren ohne sich Gedanken über das Auto machen zu müssen…

  2. öh – utilitaristisch, ökonomisch, ökologisch…??

    beide systeme sind unwirtschaftlich – das wird auch offen zugegeben, der ökologische nutzen ist nicht nachgewiesen … und es geht vor allem darum potenzielle käufer für mini, smart und bmw zu begeistern.

    mal gucken, wie teuer die systeme werden, wenn sie nicht über einen autokonzern querfinanziert werden.

  3. Der ökologische Aspekt hebt sich im Prinzip auf, denn

    – man besitzt kein eigenes Auto. Das grüne Gewissen ist da und in meinem Freundeskreis gibt es z.B. tatsächlich zwei Gutverdiener, die kein eigenes Auto mehr haben, obwohl sie es sich leisten könnten, und stattdessen car2go nutzen. Also positive Wirkung.

    – man nutzt es zu oft aus Gemütlichkeit. "Noch 200m bis zur Bahn laufen, dort warten und dann nach Hause fahren? Näää, ich nehm’ das Auto." oder "Die Wasserkiste 500m zu Fuß nach Hause tragen? Nääääää…". Entsprechend hat man am Monatsende eine Rechnung von 50€ und hätte vieles eigentlich auch mit dem ÖPNV erledigen können… 😉

  4. Wenn man in München wohnt, ist DriveNow für mich auf jeden Fall die erste Wahl, weil die Abdeckung im Geschäftsgebiet mit Fahrzeugen sehr gut ist. Ich nutze das System jetzt schon seit fast einem Jahr und habe – von zwei kleineren technischen Problemen (Auto ist nicht angesprungen; Miete wurde im System nicht korrekt beendet) abgesehen – noch keine Probleme gehabt. Da ich gelegentlich geschäftlich ein paar Kisten durch die Stadt zu transportieren habe, käme für mich car2go überhaupt nicht in Frage, aber die gibts in München eh nicht. Dafür haben wir ZebraMobil von Audi…

    Vergangenes Wochenende war ich in Berlin und habe – vielleicht aus Bequemlichkeit – zeitweise auf den ÖPNV verzichtet, da ich als Ortsfremder mich nicht lang mit dem Nahverkehrsnetz auseinandersetzen konnte, und bin einfach in das nächste DriveNow-Auto eingestiegen, habe die Adresse eingegeben und bin sicher (und mit Sicherheit auch schneller) an meinem Zielpunkt angekommen.

    Warum ich DriveNow aus ganz laienhafter Sicht super finde, kann man ansonsten auch in meinem Blog nachlesen:
    http://beliarsleben.blogspot.de/2012/01/warum-ich-drivenow-liebe.html

  5. Auch von mir noch mal ein Zusatz zu dem Öko-Aspekt: Ich fahre privat einen 1er (Diesel) und habe einen kombinierten Durschnittsverbrauch von ca. 6,9 l/100km. Da ich vermute, dass die Minis und 1er mit kleinen Motoren ausgestattet sind, dürfte der Verbrauch evtl. noch etwas niedriger sein.

    Zu dem 260 Km/h Tacho beim Mini: Das ist wohl mehr schein als sein, selbst beim Cooper S ist bei 240 Schluss! 🙂

    Ich muss dazu sagen, dass ich weit entfernt von jeder großen Stadt lebe und keine Chance habe ein Carsharing Angebot zu nutzen. Leider fällt dadurch auch der ÖPNV flach.

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