Riskier’ ich’s? — „Ich werd noch lange nicht aufstehen.“ — Du lebst in der Geschichte / aber die Geschichte lebt auch in Dir. — Pelzige Ostern! — Erschrick mich doch nicht so. — „Aufgrund starker Nachfrage sind keine freien Sitzplätze mehr vorhanden. Bitte wählen Sie eine alternative Verbindung.“ — Asymmetrische Leistungsregelung möglich. — I am occupied by cat! — Von einer, die auszog, um im Café in Kreuzberg zu schreiben. — Mission Rewe Ostbahnhof. — Büschn flüssig, dein Steak. — We met, not on a Sunday, but a sunny day alright. — crescendo!
MacBook Pro Schlafstörungen
Im Großen und Ganzen mag ich mein MacBook Pro. Es ist leistungsfähig und sieht gut aus, ich habe eine SSD und viel RAM drin, und man kann gut damit arbeiten. Leider nervt es seit einiger Zeit beim Zuklappen. Das Verhalten von OS X beim Zuklappen des Laptops ist per pmset
zu konfigurieren, u.a. der hibernatemode
(und viel mehr: man pmset
).
In hibernatemode 3
, der Standardeinstellung, schreibt OS X beim Zuklappen des Rechners den Speicherinhalt auf die Festplatte. So lange man noch genug Akkuladung hat, bleibt der RAM aber dennoch unter Strom, und beim Aufklappen sollte der Rechner also sofort aufwachen und arbeitsbereit sein. Falls der Akku irgendwann fast leer ist, legt der Laptop sich in den Tiefschlaf. In diesem Modus verbraucht er zwar keinen Strom mehr, aber beim Aufwachen bootet er quasi neu und liest das Speicherabbild von der Platte.
Bei meinem Mid-2010 MacBook Pro funktioniert das allerdings seit Lion nicht mehr richtig – wenn ich den Rechner zuklappe, schreibt er korrekt den RAM auf die Platte. Beim Aufklappen, egal wie kurz oder wie lang nach dem Sleep mode, gibt es aber eine Pause von mehreren Sekunden, während der der Rechner zwar läuft und ein Bild/den Login-Screen anzeigt, aber nicht nutzbar ist. Den Mauszeiger kann man zwar bewegen, aber Klicks tun nichts und Tastatureingaben werden nicht erkannt.
Bei hibernatemode 0
ist alles in Ordnung – der Rechner legt sich sofort schlafen und wacht ohne Verzögerung auf – außer, der Akku läuft leer. Dann ist der Speicherinhalt futsch.
Im Apple-Forum (1, 2), auf StackOverflow sowie in Blogs findet man diverse Tipps, die sich aber alle nur auf die aktuellen MacBook Air oder MacBook Pro Retina beziehen. Nichts davon hat bei mir genützt.
Wenn irgendjemand weiß, wie ich dieses Problem lösen kann, ich wäre ihr sehr verbunden.
Perfidie am Sonntag
Ich habe einen Haarföhn aufgehängt. Einfach so. An einen nicht unbedingt dafür, aber immerhin vorgesehenen Haken, ganz in der Nähe der Steckdose.
Aber das ist doch nicht perfide?
Richtig. Aber es ist gar nicht mein Föhn. Vielmehr gehört er meinem Cousin, der gerade zu Besuch ist.
So what, einen Föhn aus der einen Ecke des Badezimmers in die andere zu hängen, noch dazu näher an die Steckdose, das ist doch eigentlich ganz gut, vielleicht sogar nett, jedenfalls nicht perfide?
Okay. Zugegeben.
Das Perfide ist, dass niemand das hinterfragen wird. Er wird denken, seine Freundin habe den Föhn hingehängt. Sie wird denken, er habe es getan. Vielleicht wundern sich auch beide ein wenig, aber mal ehrlich, wer würde danach fragen? „Sag mal, hast du den Föhn aufgehängt?“
Eben.
Links der Woche (2013W12)
Politisches & Ökonomisches
Unsere Mütter, unsere Fehler
Sascha Lobo zum Leistungsschutzrecht. Ich erkenne da ein gewisses Thema „Die Netzgemeinde versagt“ in letzter Zeit.
LobbyControl: Intransparente Parteienfinanzierung
Die Bundestagsverwaltung veröffentlichte gestern die Rechenschaftsberichte der Parteien für das Jahr 2011. Die Berichte offenbaren erneut gravierende Regulierungslücken bei der Transparenz der Parteienfinanzierung.
Die 20 größten Parteispender 2011
Gut 3,6 Mio. Euro haben die 20 größten Parteispender damals an die Parteien im Deutschen Bundestag überwiesen […].
Das Video ist auch interessant. Legt die Piratenpartei eigentlich alle Spenden offen?
Wie die Finanzdaten der Euroländer manipuliert werden
Das Rechenkunststück der Volkswirte bestand darin, die Schulden immer nur in Prozent des BIP zu messen. Was in keiner Unternehmensbilanz zulässig ist, nämlich eine Fließgröße (das BIP) in Relation zu einer Fixgröße (die Staatsschulden) zu rechnen, ist in der VWL Standard.
Diamonds are Bullshit
So here is a modest proposal: Let’s agree that diamonds are bullshit and reject their role in the marriage process. Let’s admit that as a society we got tricked for about century into coveting sparkling pieces of carbon, but it’s time to end the nonsense.
Nichts wirklich neues, aber schön zusammengeschrieben. Über intrinsische Werte, oder eben auch nicht.
Technisches
schema.org
This site provides a collection of schemas, i.e., html tags, that webmasters can use to markup their pages in ways recognized by major search providers. Search engines including Bing, Google, Yahoo! and Yandex rely on this markup to improve the display of search results, making it easier for people to find the right web pages.
Webflow – Design Responsive Websites Visually
Webflow enables you to create responsive layouts and pixel-perfect designs directly in your browser, without writing a single line of code.
Oft versprochen, nie erreicht, aber Webflow ist schon auf ziemlich gutem Wege. Auch interessant: Die Diskussion auf Hacker News.
CSS EXPLAIN – SQL EXPLAIN, for CSS
Wer sich schonmal fragte, warum genau eine Regel nun das tut, was sie tut, oder nicht.
Lebendiges
Statistiken und Risiken zur Kondombenutzung
In truth, condom failures are most often caused by errors in use, “most notably the failure of couples to use condoms during every act of sexual intercourse.”
I’m a loser and I want to change that – now
„You’re not a loser, so get that disempowering thought out of your head forever. […] Fuck luck. Just quit your stinkin’ thinkin’ and get to work.“ — edw519
Hint: Der wichtige Teil sind die Kommentare.
Anaïs Nin (Quotes)
„Life shrinks or expands according to one’s courage.“
Foto-Klau – was tun?
Immer mal wieder kommt es vor – man findet seine eigenen Fotos auf irgendwelchen Webseiten oder in irgendwelchen Publikationen. Gerne auch auf bei Zeitungen oder Magazinen, manchmal als Werbung für Veranstaltungen oder Produkte. Was kann man in so einem Fall tun?
Vorab der Disclaimer: Ich bin kein Anwalt. Wer rechtssichere Beratung will, sollte gleich zu einem Anwalt gehen. Der Artikel gibt mein Wissen, nach bestem Gewissen, wieder.
Ist das Foto geschützt?
Gesetzlich geschützt ist jedes Foto, das eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht (§§ 2, 72 UrhG). Die angelegten Maßstäbe sind sehr gering – ich kann also meist davon ausgehen, dass ein Foto, das ich angefertigt habe, auch Urheberrechtsschutz genießt.
Besitze ich die Rechte am Foto? Hat der Verwender eine Lizenz?
Wenn ich ein Foto anfertige, habe ich üblicherweise auch die Nutzungsrechte daran. Anders ist es eventuell bei Auftragsarbeiten o.ä., wenn ich meine Nutzungsrechte abtrete, oder wenn ich bspw. einen Exklusivvertrag mit einer Fotoagentur habe. In diesen Fällen sollte man aber selbst wissen, welche Rechte noch beim Urheber liegen.
Ob der Verwender eine Lizenz hat, lässt sich im Normalfall auch leicht klären, da die meisten wohl keine Dritten mit der Lizenzierung ihrer Bilder beauftragt haben. In dem Fall kann der Verwender also keine Nutzungsrechte haben. Falls man seine Fotos bei einer Fotodatenbank oder Agentur hochlädt, sollte man genau prüfen, ob hier Nutzungsrechte übertragen wurden.
Wenn man die Rechte am Bild besitzt und dem Verwender keine Lizenz erteilt hat, begeht der Nutzer eine Urheberrechtsverletzung und öffnet sich damit Unterlassungs- und Schadenersatzansprüchen.
Schadenersatzpflicht
Gemäß § 97 UrhG ist der Rechtsverletzer zu Schadenersatz verpflichtet. Am häufigsten greift man hier auf die sogenannte „Lizenzanalogie“ zurück, man fragt sich also, was der Nutzer des Bildes für die legale Nutzung hätte zahlen müssen. Die Höhe des Schadenersatzes richtet sich in solchen Fällen üblicherweise nach den Honorartabellen der Foto-Marketing-Vereine, beispielsweise denen der MFM Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing; diese kann man für um die 30€ bestellen oder beim ver.di-Service mediafon online einsehen. In Fällen, wo der Urheber nicht genannt wurde oder gar eine fremde Urheberzeile ans Bild gepappt wurde, verdoppelt man die Forderung.
Da es sich hierbei um eine rechtliche Fiktion handelt, ist es auch nicht relevant, ob der Nutzer einen solchen Lizenzvertrag hätte abschließen wollen – für die Schadensersatzforderungen genügt der Nachweis des Verschuldens, also entweder Vorsatz oder Fahrlässigkeit. Das nachzuweisen, dürfte selten ein Problem sein – wer Fotos nutzt, die er nicht selbst angefertigt oder lizenziert hat, wird regelmäßig nicht die „erforderliche Sorgfalt“ angewendet haben.
Einfordern
Der einfachste Weg ist eine simple Rechnung an die rechtsverletzende Person oder das Medium. Man bezieht sich auf die URL, wo die Bilder genutzt werden, erklärt, dass man die Rechte an den Bildern besitzt, und dass diese unerlaubt verwendet wurden. Im Idealfall akzeptiert die Gegenseite das und zahlt den geforderten Betrag. Damit ist das Thema erledigt.
Weitaus häufiger wird man versuchen, sich rauszureden. Von „Oh, wussten wir nicht, wir ändern das“ über diverse vorgeschobene „Der Praktikant war’s“-Variationen bis zu „Das ist uns viel zu teuer“ hört man alles mögliche. Ich empfehle, einerseits Augenmaß zu bewahren – zu Privatpersonen bei Nutzung in nicht-werblichem Kontext kann man auch (einmal!) nett sein – andererseits aber auch die nötige Härte zu zeigen. Gerade wenn es um die Nutzung in einem Pressemedium oder auf einer werblichen Seite geht. Stumpf gesagt: Die „alten Medien“ haben dem Internet den Krieg erklärt, Fotoagenturen und Zeitungen mahnen Blogger für Fotos ab, ich sehe also nicht ein, weshalb „wir“ da Gnade zeigen sollten.
Abmahnung
Sollte der Gegner seine Rechtsverletzung partout nicht einsehen, folgt als nächstes Mittel eine förmliche Abmahnung, also eine Aufforderung zur Abgabe einer Unterlassungserklärung, verbunden mit einer Schadenersatzforderung. Der nächste Schritt wäre dann der Gang vor Gericht. In beiden Fällen empfehle ich einen Anwalt hinzuzuziehen, der sich mit Urheberrecht auskennt. Da Kostenrisiko ist in den meisten Fällen überschaubar. Eine kurze Beratung bekommt man häufig auch kostenlos.
Post-Pirat
Wer von der real existierenden Piratenpolitik oder dem ganzen Bohei drumherum enttäuscht ist und daher austreten möchte, kann das ganz einfach wie folgt tun. Ich empfehle übrigens aus Bürokratiegründen, das ganze schriftlich per Post zu machen. Ihr könnt es natürlich auch per E-Mail, Fax, oder Pony-Express versuchen. In dem Fall bitte ich um Feedback, ob das funktioniert hat.
Adressieren solltet ihr euer Schreiben an den für euch zuständigen Landesverband. Eine Liste der Landesverbände gibt es im Piraten-Wiki, dort klickt man auf sein Bundesland und dort dann ggf. auf „Geschäftsstelle“. Am Beispiel Berlin wäre das die Seite BE:Geschäftsstelle, die die Post- und E-Mail-Adresse der Landesgeschäftsstelle verrät.
Der Inhalt des Schreibens ist dann recht simpel:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Zum guten Stil gehört eine Ansprache. Ich habe mich für die klassische Version entschieden, aber natürlich kann das jeder nach Gusto anders machen. Alternativen z.B.: „Sehr geehrte Menschen“, „Sehr geehrte Eichhörnchen“, o.ä.
hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Piratenpartei.
Das ist das Wesentliche. Jegliche Ausschmückung ist hier unangebracht.
Bitte bestätigen Sie den Austritt postalisch oder per E-Mail an [E-Mail-Adresse].
Sinnvollerweise setzt man hier die eigene E-Mail-Adresse ein. Außerdem hilft es, eine Absender-Postadresse anzugeben.
Hier könnte man jetzt noch seine Entscheidung ausführlich begründen. Oder man schreibt einen weinerlichen Blogeintrag dazu und verlinkt diesen. Oder man schreibt einen offenen Brief, den man auf seinem von drei Freunden gelesenen Tumblr veröffentlicht. Oder man brennt mit einem Lötkolben eine Botschaft auf Alufolie, fotografiert das ab, und erntet eine flickr-most-interesting-Badge damit.
Oder man lässt das Begründen einfach sein. Bringt ja eh nix.
Mit freundlichen Grüßen
Auch wieder eine Sache von Stil und Höflichkeit. Alternativ: „Mit Aluhut“, „Postgender Ahoy“, oder „Heil Lauer“.
[Eure Unterschrift]
Der Form halber.
[Euer Name]
Alternativ: Euer Twitter-Nickname, eure 21-stellige Google+-ID, eure URI, ein Blutstropfen, oder eine Creeper-Card.
Das ganze packt man dann in einen Umschlag, klebt eine 58-Cent-Briefmarke vom Automaten (oder Internet-Porto!) drauf, und wirft es in einen Briefkasten. Quellen für Briefmarken und Standorte von Briefkästen findet man mit der Standortsuche der Post.
Dann setzt man sich einen wiederkehrenden Reminder, der einen einmal pro Woche veranlasst, empört bei seinem Piraten-LV nachzufragen, warum man noch keine Bestätigung seines Austritts hat. Bei mir hat es knapp zwei Monate gedauert.
Hat man die Bestätigung, löscht man den wiederkehrenden Termin und schreibt ein Blogpost, mit dem man anderen den Austritt erleichtert.
Die neue Utopie, oder: Holt euch das Netz zurück
Das Web ist tot. Das Web lebt. Das Netz verrottet und stinkt schon. Schnittstellen haben nichts mit Messern zu tun. Und Inhalt hat keine Zukunft.
Damals habe ich mich gefreut, als flickr seine Machine Tags ankündigte. Ich habe meine Konzertfotos brav mit @lastfm:event=id getaggt und mich gefreut, dass sie so magischerweise direkt auf den zugehörigen Seiten bei last.fm auftauchten, einfach so durch Interoperabilität und Strukturen.
An das XFN erinnert sich vielleicht noch jemand. Damit konnte ich auf meiner eigenen Webseite, einfach durch bestimmte Werte im rel-Attribut eines Links, einen Social Graph aufspannen. Quasi Freundeslisten, ganz ohne Facebook. Oder Diaspora. Oder irgendwas, was auf jemand anderes Webserver läuft. Nur mit ein wenig Shell Scripting konnte ich mir meinen Social Graph visualisieren, analysieren, slicen und dicen nach gusto. Keine Diskussion über Terms of Service, über robots.txt und Leistungsschutzrecht, über Netzneutralität und bevorzugte Behandlung, es gab nur Daten und Zugänge. Man war entweder im Internet oder nicht.
Noch vor ein paar Monaten habe ich mit Nils diskutiert, über Feeds und Atom und offene Standards und Interoperabilität und Principle of Least Power und Single Responsibility und viele andere Dinge mehr. Spätestens der Sturm im Wasserglas um Instagram dürfte klar gemacht haben, dass Leute wie Nils recht haben.
Meine Daten gehören mir. Meine Daten gehören auf meinen Server. Meine Daten sollen in dokumentierten oder gar standardisierten Formaten maschinenlesbar verarbeitbar sein, ohne dass Menschen sich durch API-Hoops, OAuth-Grütze, und Rate Limits schlagen müssen. Ohne Privacy-Einstellungen, dafür mit permanenten URLs, einem Verständnis, was “Veröffentlichung” bedeutet, Medienkompetenz, und Umgang mit sowie Diskussion von Inhalten. Was ich ins Netz stelle, ist öffentlich, außer ich schütze es.
Wir lebten beinahe schon in der Zukunft – bevor wir sie auf dem Altar der Bequemlichkeit geopfert haben. Wir als Nutzer haben die mögliche Zukunft aufgegeben; wir als Entwickler haben die Zukunft nicht einfach genug gemacht. Wir alle haben versagt.
Es ist noch nicht zu spät für eine neue Utopie.
(Dieser Eintrag lag seit dem 29. Dezember in meinen Drafts herum und wurde nun endlich, mit kleinen Änderungen, veröffentlicht. Entschuldigt die Verspätung.)
Own your data
Google stellt Reader ein, das Geschrei ist groß, aber neben Petitionen hat es auch (mal wieder) eine Diskussion darüber ausgelöst, in wessen und in welche Abhängigkeiten man sich begibt, wenn man Dienstleistungen von Drittanbietern nutzt. Besonders dann, wenn man für diese Dienste nicht zahlt, und diese Dienstanbieter lieber proprietäre (wenn auch mehr oder minder offene) APIs anbieten als standardisierte Schnittstellen zur Verfügung zu stellen. Denn Google stellt ja nicht nur Reader ein, den man noch relativ leicht ersetzen kann, sondern auch die Reader API, und außerdem beispielsweise CalDAV, das Standardprotokoll für den Zugriff auf Kalender, sowie ActiveSync und einige andere Dienste. Und dann schmeißen sie auch noch ganz kühn AdBlock Plus aus dem Android Play Store. Zeit, sich ein paar Fragen zu stellen.
Die wichtige Frage lautet: Wie abhängig bin ich von dem guten Willen irgendwelcher Firmen, Vereine oder Personen in meinem digitalen Leben? Beziehungsweise, ehrlicher gefragt: Wie abhängig habe ich mich gemacht?
- Nutze ich eine @gmail.com-Adresse, bin ich von Google abhängig. Nutze ich Gmail mit einer eigenen Domain, und kommuniziere die @gmail.com-Adresse nicht, kann ich mit vertretbarem Aufwand aus der Abhängigkeit herauskommen. Nutze ich eine eigene Domain und leite die Mails nur an Gmail weiter, ist meine Abhängigkeit noch geringer.
-
Wenn meine genutzten Tools auf offenen Standards aufsetzen, kann ich meine Datenprovider sehr viel einfacher wechseln, als wenn ich proprietäre APIs nutze. So kann ich zum Beispiel ein Blog, das AtomPub/Atom spricht, mit fast beliebiger Software bespielen. Nutze ich hingegen die Tumblr-API, bin ich exakt auf Tumblr angewiesen.
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Habe ich eine Kopie meiner Daten in meiner Verfügungsgewalt? Was wäre, wenn Google morgen ihre Dienste einstellt – ist mein Kalender verloren? Meine Mails? Meine Musik? Oder würden mir nur einfache, schnelle Zugriffsmöglichkeiten abgehen, die ich aber mehr oder weniger leicht ersetzen könnte? Mein Google Calendar synchronisiert z.B. mit meinem Android-Phone, aber auch mit meinem iCal. Ein Shutdown von Google Calendar wäre unschön und nervig, aber kein Weltuntergang. Meine Musik liegt bei Google Play Music, aber auch im Amazon Arsch Player, bei iTunes Match und natürlich auf meinen Festplatten.
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Kann ich meine genutzte Software ggf. selbst (weiter) betreiben, oder gibt es freie Alternativen, auf die ich umsteigen könnte? Gerade sprießen die RSS-Reader aus dem Boden, Webmail-Clients gibt es auch eine Menge (wenn auch kein mir bekannter Webmail-Client in Nutzbarkeit und Geschwindigkeit an Gmail heran kommt), aber zu einem Umstieg gehört mehr als ein Schulterzucken und ein Tab Switch. Je früher man sich Gedanken über Alternativen macht (und vor allem: den Voraussetzungen, um diese nutzen zu können!), desto besser ist man im Falle eines Falles dran. Ein eigener Server (z.B. virtuell; VPS) und Grundlagen der Unix-Benutzung reichen häufig schon aus, um sich z.B. einen eigenen webbasierten RSS-Reader zu installieren, oder ein eigenes Blog, etc. Das sind Kulturtechniken, denen man sich auf eigenes Risiko verwehrt.
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Gehören mir meine Inhalte? Selbst wenn die Lizenz oder die AGB dergleichen versprechen – nur wenn ich meine Inhalte auch technisch einfach extrahieren kann, um sie weiter zu verarbeiten, gehören meine Inhalte auch weiterhin mir. Twitter bot lange keine Möglichkeit, länger zurückliegende Tweets zu extrahieren (mittlerweile gibt es ein „Archiv“-Tool, das minimal besser als nichts ist), auf Facebook streuen wir Daten mit der groben Schrotflinte, dann sind da noch Google+, diverse Foren, Webchats und so weiter. Die Großen bieten mittlerweile durchgehend relativ einfache Möglichkeiten zur Befreiung der eigenen Daten, aber im Internet gibt es einen Long Tail, der seinem Namen alle Ehre macht.
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Gehört mir meine Identität im Netz? Ich bin unter meinem Nickname moeffju bekannt, ranke aber auch mit meinem Allerweltsnamen Matthias Bauer weit oben bei Google. Wenn meine Twitter- oder Facebook-Identität wegfallen, habe ich immer noch meinen eigenen Webspace auf meinem eigenen Server mit meinen eigenen Domains. Unpraktisch natürlich ohne Twitter oder Facebook, aber erträglich, und vor allem: möglich. Mein Blog ist außerdem immer noch mein OpenID-Provider für diverse Seiten; am liebsten würde ich alle „Login with …“-Buttons loswerden, da sie dem Kontrollverlust Vorschub leisten.
Jeder sollte diese Gelegenheit nutzen und reflektieren, von welchen Diensten und/oder Dienstleistern man sich bzw. Aspekte von sich abhängig macht. Ich will nicht päpstlicher sein als Nils und niemanden zwingen, jetzt, sofort Stallman’s vision von freier Liebe Software 100% umzusetzen, aber man sollte schon wissen, wo man seine Daten und seine Identität hinein gießt, und was man denn täte, wenn solche externen Einflüsse wegfielen.
Wer keine Übersicht über seine Daten hat, ist Spielball des (Daten-)Marktes.
Wer keine Kontrolle über seine Dienste hat, wird von seinen Diensten kontrolliert.
Wer seine Daten nicht beherrscht, wird von ihnen beherrscht.
Synergistischer Debuzzwordification Plan
Wer von „der Cloud“ genug hat, kann sie jetzt einfach durch angemessenere Ausdrücke ersetzen. Für die Zwölfjährigen unter uns:
Der Zugriff auf die entfernten Systeme erfolgt über ein Netzwerk, beispielsweise das des Internet. Es gibt aber im Kontext von Firmen auch sogenannte „Private Ärsche“, bei denen die Bereitstellung über ein firmeninternes Intranet erfolgt. Die meisten Anbieter von Arschlösungen nutzen die Poolingeffekte, die aus der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen entstehen, für ihr Geschäftsmodell.
und für diejenigen, die bei lautem Kichern damit rechnen müssen, dass der Chef auf ihren Bildschirm schaut:
„Einer der Hauptnachteile beim Auslagern von Firmendaten in meinen Hintern ist der Kontrollverlust.“ „BigBrotherAwards für meinen Hintern“ „Was ist mein Hintern?“ „Grundlagen: Wie mein Hintern funktioniert“ „Alles über meinen Hintern“ „Ist mein Hintern wirklich sicher?“
Danke an Panicsteve für die Original-Extension, cloud-to-butt.
Sonnenschein
Die Frühlingssonne sammelt all ihre transformative Macht und verwandelt die trostlose, graue, diesig-kalt verhangene Betonszenerie in eine trostlose, graue, von der Sonne beschienene Betonszenerie. Schon seit Anfang Februar kann man handgemachte Eiscreme kaufen, aber erst die zögerliche Märzsonne führt zur ordentlichen Schlangenbildung ab der Mittagszeit. Vor den undefinierten Büroklötzen sitzen die Menschen und versuchen, die frische Frühlingsluft durch Verbrennen stinkender Kräuterbündel zu kontern. Andere retten träge Hummeln von den Pflastersteinen, über die ein paar wenige Anzugträger eilen, dringlich und wichtig, aber was soll’s, wenn der Anzug nicht ordentlich sitzt?
Alles ist anders in diesem Licht. Schon die leichte Wärme auf der Haut genügt, und alle wenden ihre Gesichter mit einem seligen Lächeln zur Sonne.
Es ist eine absurde Gegend, eingerahmt von einem Gewerbegebiet, einer Kleingartensiedlung, einem anderen Gewerbegebiet, einem Rückhaltebecken und ein paar hohen Wohnhäusern. Und mitten drin diese Eismanufaktur mit Sonnengarten. Eine Parallelwelt, in der die Gesetze der Stadt nicht gelten. Hier sind die Dinge einfach, aber nicht einfach nur.
Wie die Sonne sich wieder hinter den Wolken versteckt, drängt es auch mich weg von diesem Ort, zurück in meine Welt. Jede Sekunde werde ich ein wenig durchscheinender, und bliebe ich zu lange, verschwände ich ganz. Selten war ein Bus so willkommen.