Geheimnisverrat

ICE-Großraumwagen der Deutschen Bahn

Liebe Bahnfahrer_innen,

ich verrate Ihnen jetzt einmal ein Geheimnis. Es geht um die InterCity-Express-Züge der Deutschen Bahn. Und zwar genauer darum, wie man erkennt, ob ein bestimmter Platz reserviert ist.

Ich weiß, viele von Ihnen sind jetzt schon unruhig auf dem Stuhl und möchten mit ihrer Antwort herausplatzen: „Ich frage wahllos Leute, die irgendwo sitzen!“. Ohne gleich alles verraten zu wollen, aber diese Antwort ist falsch.

Es ist viel einfacher. Über den Sitzen, bzw. außen an den Abteilen, befinden sich nämlich kleine Leuchtanzeigen. Diese sind entweder leer, dann ist der Platz höchstwahrscheinlich nicht reserviert, oder dort steht etwas wie „BERLIN—HAMBURG“, dann ist der Platz zwischen Berlin und Hamburg reserviert, oder ein unspezifischer Hinweis wie „ggf. freigeben“ oder „Schwerbehindertenabteil“, die genau das bedeuten, was da steht. Manchmal steht da „bahn.comfort“, dann können Reisende mit bahn.comfort-Status (sowas ähnliches wie Vielflieger) den Platz einfordern. Die Fairness gebietet, den Platz dann auch freizugeben.

Allerdings kommt es manchmal vor, dass die Anzeigen nicht funktionieren, oder die Reservierungen, die meist noch per Diskette übertragen werden, nicht eingespielt werden können. Nicht nur, dass die Reservierungen dann üblicherweise auch nicht gelten – wenn die Anzeigen nicht funktionieren, kann Ihnen der Gefragte auch nicht weiter helfen.

Die einzige Frage ist dann, ob ein Platz belegt ist oder nicht, und das können Sie auch einfach durch Hinschauen feststellen: Sitzt dort eine Person? Der Platz ist besetzt. Liegt dort eine Jacke oder ein Rucksack o.ä.? Der Platz ist vermutlich besetzt, aber eine Frage an den Nebensitz lohnt sich vielleicht.

In allen anderen Fällen ist der Platz frei.

Herzlichen Glückwunsch.

(Foto: CC BY-SA Train Chartering & Private Rail Cars)

Updated 14:27 mit bahn.comfort.

13 Replies to “Geheimnisverrat”

  1. In allen anderen Fällen ist der Platz frei.*

    *zumindest bis eine Person mit einer gültigen Reservierung für den Platz auftaucht. 😉

  2. @Slow3000 Häufig gelten Reservierungen nicht, wenn die Anzeigen nicht funktionieren. Die Bahn erstattet dann die Reservierungsgebühren.

  3. You’r kidding! Die Daten für die Platzreservierung werden OHNE WITZ immernoch per DISKETTE übertragen???? Fast hättest du mich gehabt!

  4. Als Bonustrack schlage ich vor: Was sollen diese komischen "bahn.comfort"-Anzeigen?

    Aber das ist natürlich schon ein kompliziertes Spezialthema.

  5. Die bahn.comfort-Anzeigen berechtigen Leute, die der DB eine Menge Geld in den Rachen geworfen haben, dich (Mensch mit zu wenig Geld für Reservierungen) von ihrem Platz zu verscheuchen, ohne zusätzliches Geld dafür zu zahlen. Ich glaube, ab 500€ pro Jahr für Fahrkarten bekommt man den Status. Und die Statusinhaber setzen das auch gnadenlos, notfalls unter Zuhilfenahme des Schaffners, durch…

  6. Die Frage "Ist hier noch frei?" ist ein höfliche Methode jemanden mitzuteilen, dass man sich hinsetzt – nichts anderes…

  7. Gegen die Disketten-Theorie spricht, dass ich mal an son einen "undefinierten" Sitz saß, später (nach ca. 250 km) kam jemand und meinte, ich würde an seinem Platz sitzen. Ich schaue hoch, tatsächlich ist eine Reservierung eingeblendet… Kann natürlich auch sein, dass ich diese nicht sehen wollte :-))

  8. Die .comfort-Plätze sind ja wohl eher ein Werbegag, oder? Ich fahre nicht viel Bahn und wenn, dann reserviere ich nicht. Die Comfort-Plätze sind hervorragend für Leute wie mich. Ich setze mich hin, und wenn mich jemand fragt bin ich freilich erstmal Comfort-Fahrer. Nun muss der Fragende gleich mal entscheiden, ob es sich lohnt einen Schaffner zu holen, der meinen Status überprüft. Wenn sich einer diese Umstände macht, räume ich den Platz gerne. (Also liebe Vielfahrer: Dranbleiben!)

    Und jetzt mal ehrlich: Eine Reservierung ist nicht gültig, weil die Anzeige nicht geht? Hä? Was soll das denn bitte? Die Reservierung ist nachweisbar nur das "Ettikett" fehlt? Verdrehte Welt und für mich noch mehr Grund nicht zu reservieren…

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