Yelp kauft Qype – na und?

Jetzt ist es amtlich: Yelp übernimmt Qype für knapp 20 Mio. EUR für die Qype-Anteile plus weitere 30 Mio. USD an Yelp-Shares. Zusammen also rund 50 Millionen Dollar, denen Investments von knapp über 20 Millionen entgegen stehen. Kein ganz schlechter Deal für die Investoren also, wenn man bedenkt, dass Qype soweit ich weiß nie profitabel war.

Mit der Übernahme wird auch ein guter Teil des Managements von Qype überflüssig, während die meisten anderen Jobs noch für eine gewisse Zeit sicher sein sollten. Das Qype-Team besteht aus vielen sehr fähigen und sehr netten Leuten, denen ich das allerbeste für ihre berufliche Zukunft wünsche. Früher oder später wird das Produkt Qype aber verschwinden und die Infrastruktur und Entwicklung vermutlich nach San Francisco geholt werden.

Good bye Qype, it was nice knowing you.

Auch wenn wir uns auseinander gelebt hatten.

Was Qype hätte besser machen können

Als Nutzer fühlte ich mich bei Qype schon seit längerem nicht mehr willkommen. Die schiere Menge an Werbung, inklusive penetranter Pop-ups und Inhalt verdeckender Layer Ads, machte die Seite sowieso fast unbenutzbar. Aber auch die Entwicklung schien stagnant – die Suchfunktion schwankte zwischen nutzlos, langsam, und langsam und nutzlos. Fake-Reviews wurden viel zu zögerlich bekämpft, die Usability machte eher Rückschritte. Gleichzeitig wurde in alle möglichen Richtungen wild entwickelt – Checkins waren dabei sicher noch sinnvoll, Badges immerhin spaßig, Komplimente und Follows viel zu schlecht als recht. Die mobilen Apps waren alleine aus dem Grund besser als die Webseite, dass man einfach im Umkreis um einen Standort suchen konnte. Don’t get me wrong, sie waren auch technisch sehr schön, aber alles bringt nichts, wenn das Produkt an sich nicht gut genug ist.

Here comes a new challenger

Zuerst habe ich es im Urlaub vor ein paar Jahren ausprobiert. Qype hatte so gut wie keine Daten auf Lanzarote, in Barcelona, in Malaga, oder in Tel Aviv. Also zückte ich foursquare und ließ mir Locations vorschlagen, mit durchaus guten Resultaten. Und dann stand ich irgendwann in Hamburg und war genervt von der Qype-App, denn die Kombination aus mittelguter Suche und schlechter Aggregation bedeutet, dass man zehn Minuten lang Reviews überfliegt, ohne wirklich schlauer zu sein. Also kam wieder foursquare zum Einsatz, und lieferte sogar nochmal deutlich bessere Ergebnisse als im Urlaub, und einfacherer, schnellere, und alleine deshalb bessere Ergebnisse als Qype. Die Qype-App habe ich im letzten halben Jahr vielleicht fünf Mal geöffnet.

Product vision

Sind es die Fake-Reviews, oder die Einsätzer (“Essen war gut kommen wieder”), die Leute, die nur einen Stern geben, weil eine Kleinigkeit nicht stimmte, oder die Leute, die fünf Sterne geben, weil zwar alles katastrophal war, aber “der Service immerhin nett”? Oder der Fakt, dass die Gesamtbewertung einfach ein Durchschnitt war, womit fast alles bei 4 oder 5 Sternen landete? Die Suche, die zu clever und zu langsam war, oder das gigantische Layer-Ad, das mir vorher ins Gesicht sprang? Die unverständlichen Design-Änderungen, inkonsistente Nutzerführung, oder die albernen SEO-Tricks? Jeder kann sich sein größtes Qype-Ärgernis selbst heraussuchen – für mich muss ich sagen, dass Qype oder Yelp schlicht nicht das tun, was ich will.

Was foursquare besser macht

Was ich möchte: Spontan mein Smartphone zücken und ein neues Restaurant oder eine neue Kneipe zum Ausprobieren finden, und zwar eines, das ich mögen werde. Und nichts ist eine bessere Empfehlung für eine Location als wiederkehrende Besucher. Das macht sich foursquare zu Nutze. Ohne, dass ich seitenlang Reviews lesen und abwägen muss. Mit einer Suchfunktion, die ich normalerweise nur einmal antippen muss (“Explore”) und die mir sofort liefert, was ich will. Die User Experience ist reduziert, klar und schnell.

Good bye Qype, it was nice knowing you. Es war schön, einen lokalen Player in dem Markt zu kennen, und das Team war super. But the product just doesn’t do it for me anymore.

Selbst und ständig

Jetzt nochmal offiziell: Zum 1. Oktober 2012 habe ich die Toptranslation GmbH auf eigenen Wunsch verlassen. Von meinem Einstieg im August 2010 bis heute hat sich viel getan in dem Startup. Wir haben Höhen und Tiefen mitgemacht, neue Märkte erschlossen, neue Produkte entwickelt, neue Teammitglieder willkommen geheißen und uns von anderen verabschiedet, ausschweifende Parties gefeiert und widerlichen Kaffee getrunken, kauften Äpfel und Apples, hörten laute Musik und hielten leise Besprechungen, iterierten und sprangen, und taten all die anderen Dinge, die man in Startups so tut.

Nun ist aber die Zeit für mich gekommen, meinen Hut zu nehmen. Wir haben viel aufgebaut und konnten einiges erreichen, aber am Ende gingen die Meinungen darüber auseinander, wie man am besten in die Zukunft geht, um noch mehr zu erreichen. Dem Team und der Firma wünsche ich alles Gute für die Zukunft.

Ich werde mich jetzt wieder in die Selbständigkeit begeben und ein paar Gründungsideen durchdenken. Wenn ihr also einen “Product Guy”, einen UX- oder Frontend-Menschen, oder einen E-Commerce- oder Social-Experten sucht: Kontaktinformationen und Profil sind auf http://moeffju.net/ zu finden.