Besser leben für Geeks

Auf der re:publica 2013 hielt ich einen Vortrag über Ernährung, Schlaf und Drogen. Obwohl es der vorletzte Slot der Veranstaltung war, war der Saal voll, und auch das Feedback war durchweg positiv. Mittlerweile ist die Aufzeichnung online (bei YouTube, als Direkt-Download, oder [Audio-only]).

Was ich aus Zeitgründen leider nicht mehr erwähnen konnte, was ich aber häufiger gefragt wurde:

Was sind einfache Dinge, die man tun kann? Softdrinks weglassen (Limonaden, Fruchtsäfte, etc.) und durch Wasser oder Kräutertee ersetzen. Koffein weglassen, f.lux oder redshift benutzen. Und keine Angst vor Fett haben.

Gibt es gute Bücher zu dem Thema? Auf Deutsch habe ich noch keins gefunden, aber auf Englisch gibt es eine gute Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes von Gary Taubes: Why We Get Fat. Ein sehr konzises Buch mit allerhand konkreten Ernährungstipps ist Paul Jaminet & Shou-Ching Jaminet: Perfect Health Diet. Und die Referenz-Aufarbeitung von Koffein und Alkohol ist Stephen R. Braun: Buzz (Amazon-Links mit Affiliate-Code). Weitere Quellen werde ich nach und nach hier im Blog nennen und erklären.

Was ist mit Paläo? Macht meiner Meinung nach viele richtige Dinge, aber nicht unbedingt aus den richtigen Gründen. Man macht aber wenig falsch damit.

Was ist mit Low-Carb? Go for it. Aber nicht das Fett vergessen!

Was ist mit Tee? Echter Tee enthält Koffein (Tein, Guaranin, Matein etc. sind Koffein). Somit gilt das gleiche wie für Kaffee oder Mate – wegen des Koffeingehalts ist regelmäßiger Konsum nicht zu empfehlen. Ich empfehle stattdessen Kräuteraufgüsse (Kamillentee etc.).

PS: Das erste Interview zum Thema ist online: Fritz Trackback ab 20m31s.

: https://moeffju.net/data/rp13/uQX18jZP8u0.mp3

6 Replies to “Besser leben für Geeks”

  1. Vielen Dank für deinen Vortrag, er war sehr aufschlussreich. Weißt du denn noch mehr über die Gründe und Umstände der Diskontinuität der deutschen Wissenschaftstradition der Ernährungsforschung?
    Es können ja nicht alle umgebracht worden sein und es können ja nicht alle Altnazis ausgerechnet in diesem Bereich nach 1945 still geworden sein. In anderen Disziplinen waren sie es ja auch nicht.

  2. @Nicolai: Ich kann da leider fast nur spekulieren. Zum einen war Deutsch als Wissenschaftssprache nach dem Krieg beschädigt, zum anderen waren die Forscher versprengt oder hatten andere Prioritäten, und schließlich begann in den USA kurz darauf die Cholesterin-Hypothese, langsam zur Doktrin zu werden, weshalb allerhand Ergebnisse früherer Forschung ignoriert wurden. Es scheint auch generell nicht leicht zu sein, die naive Sichtweise loszuwerden, selbst [Banting](http://en.wikipedia.org/wiki/William_Banting) wurde ja nach seinem Brief von 1863 öffentlich verschrien, u.a. mit dem Argument, er wiederhole ja nur allgemein bekannte medizinische Erkenntnisse, und schließlich so gut wie vergessen.

  3. @moeffju Ja, die Beschädigung war da, aber das hat Einstein und viele andere auf allen Fachgebieten auch nicht davon abgehalten, sich mit einem dicken deutschen Akzent auf Englisch durchzuwursteln. Diese Beschädigung ist also vielleicht notwendig aber auf keinen Fall hinreichend.
    Selbstverständlich ist es nicht leicht, diese Sichtweise loszuwerden. Fett ist eine Grundlage für die Schaffung gesellschaftlicher Ungleichheit, daran zu rütteln ist schwer. Vielleicht (und ich sage hier bewusst vielleicht) ist eine Feststellung von Barbara Fields auch für dieses Feld von Belang: Fields stellte fest, dass schwarze Menschen zuerst versklavt und erst ANSCHLIESSEND rassifiziert wurden. Und nicht umgekehrt. Sie konnte das auch für Irland/England und andere Beherrschungsverhältnisse nachweisen, vielleicht spielt es auch hier eine Rolle. Es passt zudem sehr schön zur Korrelation mit Armut.
    Irgendwo (oder an irgendwen verliehen, jedenfalls finde ich es nicht.) hatte ich auch ein Fat-Acceptance-Zine mit ziemlich vielen Verweisen auf Literatur aus den 70ern und 80ern, das bis jetzt (bin auf S. 54 von 154) ähnlich wie „Why we get fat“ argumentiert. Mal sehen, vielleicht erinnere ich mich auch daran, wem ich es gegeben habe.

  4. Ich kann in deutsch das Buch "Die aktuelle Atkins-Diät: Das Erfolgsprogramm von Ärzten optimiert" ISBN-13: 978-3442172405 empfehlen. Dort wird auch viel von den Hintergründen erklärt die du in deinem Vortrag angesprochen hast.

  5. "Gibt es gute Bücher zu dem Thema? Auf Deutsch habe ich noch keins gefunden" – Mach es zu Deinem Projekt, moeffju! 😉

  6. Sehr cooler Vortrag, freut mich dass man den auch zuhause sehen kann. Ich bin vermutlich noch nicht ganz so kaputt wie der typische Geek, habe aber trotzdem einiges mitgenommen. Was ich mich nun bloß frage – du hast ja sehr eindeutig gesagt, dass die ganzen Geschichten um das böse Fett bloß Märchen sind. Aber wovon werden wir denn dann dick und herzkrank? So völlig erfunden wird der Zusammenhang ja nun nicht sein. Vermutlich sollte ich mal einen Blick in das verlinkte Buch zum Thema werfen. 🙂

    Und noch etwas, was sehr drastisch rüberkam im Vortrag – die Gefahren von Getreide. Gibt es da eine Lösung oder Folgerung draus? Wir können ja jetzt nicht aufhören Getreide zu essen, so viele Alternativen gibt es ja nicht. Außer morgens zum Frühstück schon Kartoffeln zu futtern.

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